06.09.2009 – Tagesspiegel


Matthias Platzeck – Von Heimspiel zu Heimspiel

In Brandenburg ist niemand in Sicht, der Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) gefährlich werden kann. Der inszeniert seinen Wahlkampf als Wanderzirkus.

Caputh/Elsterwerda – Ein echter Gerber, Sachen gibt’s im Ländchen! Matthias Platzeck, den selten etwas überraschen kann, ist einen Moment lang verblüfft. „Ich war früher der jüngste Gerbermeister der DDR. Und nun bin ich wohl der einzige im Land Brandenburg, irgendwie ein Dinosaurier.“ So hat sich sein Tischnachbar gerade vorgestellt. Es ist Martin Oettrich, Mitte vierzig, ein uriger Typ, dem der Schalk aus den Augen blitzt. Erst vor drei Jahren hatte sich Oettrich selbstständig gemacht, die jahrhundertealte Familientradition in Doberlug-Kirchhain aufleben lassen, die nach der Wende unterbrochen war, weil damals plötzlich keiner mehr Felle wollte. Und heute, erkundigt sich Platzeck fasziniert, könne man davon wieder leben? „Klar“, mit dreihundert Fellen pro Jahr habe er angefangen, jetzt seien es schon 600, alles Handarbeit, die an Kunden selbst im Emsland oder dem Allgäu geliefert werden, erzählt Oettrich. „Reich wird man nicht.“
Aber zu tun gebe es genug, jedenfalls so viel, dass er am liebsten den Bruder aus dem Westen zurückholen würde. Nun ist er es, der fragt: „Zahlt das Land eigentlich eine Prämie für Rückkehrer?“ – „Nöö!“, antwortet Platzeck. „Nach Brandenburg zurückzukommen, ist nämlich eine Ehre.“ Heiterkeit am Tisch. Darauf stoßen alle an.