Als Vorbereitung zur Gerbung, muß die Haut in diesem Arbeitsschritt durch eine Salz-Säure-Lösung auf einen bestimmten pH-Wert eingestellt werden, damit die Gerbstoffe in die Haut eindringen können. In der nachfolgenden Gerbung wird aus der Haut das haltbare Leder. Die Gerbstoffe werden in das Fasergefüge der Haut eingelagert und erreichen somit die endgültige Haltbarkeit der tierischen Haut. Ab jetzt wird die Haut als Leder bezeichnet. Damit die Lederfasern sich beim Trocknen nicht miteinander verkleben, muß noch Fett zwischen den Fasern eingelagert werden. So wird das Fell geschmeidig.
Nachdem ich nun die Gerbung allgemein beschrieben habe, möchte ich noch kurz einige Gerbverfahren beschreiben.
I. Die Fettgerbung
Unsere Urahnen in der Steinzeit kneteten das abgeschabte Fett in die Haut ein und machten so ihre Felle haltbar. Ein Form der Fettgerbung ist die Sämischgerbung mit Tran von Fischen und Walen. Der Tran wird in die Haut eingeknetet (walken). Aus diesen Ledern werden, u.a., Trachtenbekleidung, z.B. Lederhosen, hergestellt. Neben natürlichen Fetten werden heute auch synthetische Fette (Aldehyde) als Gerbstoff verwendet.
Ein Vertreter der Aldehydgerbung ist die medizinische Gerbung. Charakteristisch für dieses hautfreundlichere Gerbverfahren ist die gelbliche Farbe der Felle.
II. Die Weißgerbung
Als Gerbstoff wird bei der Weißgerbung das Alaun verwendet. Ein Verfahren der Weißgerbung ist die Glacégerbung für Handschuhleder. Jedoch sind mit Alaun gegerbte Leder und Felle nicht waschbar. Das Alaun lagert sich nur in der Haut ein und bindet sich nicht mit den Hautfasern. Wird das Fell gewaschen, so löst sich das Alaun aus der Haut in das Wasser und die Hautstruktur geht kaputt. In Kombination mit anderen Weißgerbstoffen läßt sich eine gewisse Waschbarkeit der Felle erreichen.
III. Die pflanzliche Gerbung
Durch die zufällige Entdeckung der gerbende Wirkung von Blättern und Baumrinden entwickelte sich dieses Gerbverfahren. Die zerkleinerte Baumrinde (Lohe) wird auf die in einer Grube liegenden Häute gestreut und mit einer Gerblösung bedeckt. Daher stammt auch der Begriff „Grubengerbung“ als andere Bezeichnung für die Lohgerbung. Auf das Vorhandensein von Lohgerbern deuten regionale Begriffe hin, Gebäudebezeichnungen wie „Lohmühle“ oder der Straßenname „Löhergasse“. Bei seiner Arbeit muß der Lohgerber aber einen langen Atem haben. Denn bis er ein fertiges Leder in der Hand halten kann, dauert es schon bis zu 2 Jahre. Wer sich die schwere Arbeit eines Lohgerbers anschauen, dem empfehle ich den Besuch im Lohgerbermuseum in Dippoldiswalde.
IV. Die mineralische Gerbung
Das heute am weitesten verbreitete Gerbverfahren ist die mineralische Gerbung mit dem Hauptvertreter, der Chromgerbung. Mancher wird sich fragen: Gerbung mit Chrom? Den Begriff „Chrom“ kenn ich doch von verchromten Teilen, z. B. an Autos. Das ist nicht ganz falsch. Nur handelt es sich beim Verchromen von Autoteilen um das sechswertige Chrom. In der Chromgerbung wird dagegen das dreiwertige Chrom verwendet. Mit der Einführung der Chromgerbung Mitte/ Ende des 19. Jahrhundert verkürzte sich die Gerbdauer auf wenige Tage und ermöglichte so die Industrialisierung in der Lederherstellung. Auch konnte das Gerbverfahren standardisiert werden. Bei der Gerbung mit Fetten oder Pflanzenteilen kann es immer auf die darin enthaltenen Gerbstoffen an. Sie waren mal mehr oder weniger konzentriert enthalten, sodas die gerbende Wirkung schwer zu steuern war. Mit dem Chrom bei der Mineralgerbung stand nun ein Gerbstoff mit einem einheitlichen Gerbstoffgehalt zur Verfügung. Überraschungen wie bei den zuerst beschriebenen Gerbverfahren waren nun nicht mehr so oft zu erleben.