06.10.2007 – Lausitzer Rundschau


Auf den Pfaden der alten Gerber durch Kirchhain unterwegs

Wo man sich das Fell gerben lassen konnte

Doberlug-Kirchhain. Nicht nur das Fell gerben lassen kann man sich in Doberlug-Kirchhain – es besteht auch die Möglichkeit, sich durch Gerbermeister Manfred Oettrich auf historischen Spuren zu Gerberorten führen zu lassen, die noch heute das Stadtantlitz prägen.

Foto: Mario Sanders
Gerbermeister Manfred Oettrich begleitete Interessierte auf historischen Spuren zu Orten des Gerberhandwerkes.

Einer dieser zweistündigen Rundgänge fand jüngst bei herrlichem Sonnenschein statt. Treffpunkt war am Weißgerbermuseum. Hannelore Wittich nutzte die Gelegenheit, um in die Geschichte ihrer Stadt hineinzuschnuppern. «Als Kind hatte ich keine Zeit und Muße, in der Vergangenheit zu stöbern. Doch das Gerberhandwerk hat fast 400 Jahre das Gesicht Kirchhains geprägt. Ich bin in Schönborn geboren, lebte zwischendurch in Lugau, und nun wohne ich seit vier Jahren hier. Da nehme ich mir bewusst die Zeit für eine Begegnung mit der Geschichte» , erklärte sie.
Auch für den geborenen Kirchhainer Gerd Landschulz war die sachkundige Führung sehr interessant, zumal er viele der Gerbereien und ihrer Besitzer noch von früher kennt. Ehefrau Viola wollte aus berufenem Munde zugleich von Manfred Oettrich etwas über das Gerberhandwerk erfahren und erlebte gespannt die dreißig Haltepunkte des Rundganges.
In der Potsdamer Straße ging es zum Gebäude des Herstellers der Standardkessel der Gerber, dessen Nachbar Fellhändler Rompe war. Der Weg führte vorbei an der Gerberei Kalk-Flemming am Markt 6, ehemals Gerberei Teichler, und in der Gerberstraße stand unter anderem die Spaltmaschine der Gerbereigenossenschaft. Auch Hirten- und Liebknechtstraße sowie Hagwall atmen intensiv Gerbereigeschichte. Erstaunlich, dass einige Gerbereistandorte relativ weit entfernt von der Kleinen Elster angesiedelt waren.
Die einzig noch aktive Gerberei ist in der Hennersdorfer Straße beheimatet. Seit 1. September 2006 belebt Manfred Oettrich hier die Gerberzunft wieder und wurde dabei von Dieter Glauche beraten.

Mario Sanders